![]() Zur Startseite |
Nr. 10, April 1999 |
Was steckte hinter dieser Blitzaktion? Natürlich nicht nur, dass
die Stadt Leipzig ihre Aufnahmequote an Asylbewerbern nicht erfüllt
hatte. Denn das hatten andere Kommunen auch nicht. Auch dass mit den Eingemeindungen
zum 1.1.2020 sich die Aufnahmequote der Stadt Leipzig um etwa 300 Asylbewerber
erhöhte, erklärt das vorweggenommene Vorgehen des RP nicht vollständig.
Hintergrund war vielmehr, dass die EAE Leipzig nicht mehr gebraucht wurde,
jedenfalls nicht in dieser Größe. Mit dem Ausbau der EAE Chemnitz
war die seit Februar 1995 bestehende Einrichtung in Leipzig ohnehin zur
„Zweitaufnahmeeinrichtung“ geworden, da die Flüchtlinge erst nach
Leipzig kamen, nachdem die Registrierung und die erste Anhörung vor
dem Bundesamt in Chemnitz stattgefunden hatten. Die EAE Leipzig wurde nun
auf den etwas merkwürdigen Namen „Bezirksanlaufstelle“ (BAS) umgetauft.
Zum 31. März 1999 sollte sie geschlossen werden.
Die Stadt Leipzig beschloss, sich gegen dieses „Ei“, das ihr kurz vor
Ostern „ins Nest gelegt werden“ sollte, zu wehren. Sie schrieb im November
1998 einen Brief an das sächsische In-nenministerium, in dem sie ihre
Bedenken äußerte: die Ein-richtung, in der Flüchtlinge
laut Gesetz nur 3 Monate bleiben sollten (eine Zeit, die aber häufig
überschritten wurde), sei mit ihrer Kapazität von ca. 900 Plätzen
viel zu groß und auch nicht als dauerhaftes Wohnheim geeignet. Es
gibt dort zum Beispiel keine Küchen, sondern eine Kantine mit Zentralverpflegung.
Auf diesen Brief gab es lange Zeit keine Antwort.
Kurz vor der geplanten Schließung dann die überraschende
Wende: die BAS soll bis zum 31.12.2020 weiter bestehen. Einer der beiden
Blöcke (nun schon mit einer Kapazität von 380 Personen!) soll
mit Flüchtlingen belegt werden, die der Stadt Leipzig zugewiesen wurden,
der andere Teil mit ca. 170 Asylbewerbern, deren Transfer noch bevorsteht.
Eines der beiden Häuser wird dann so umgebaut, dass nunmehr 300 Flüchtlinge
auch Gelegenheit zum Kochen erhalten; das andere Gebäude wird geschlossen.
Die Stadt Leipzig stimmte dieser Lösung zu, da das Land Sachsen
bereit war, die Umbaukosten zu übernehmen. Der Umbau soll bis Ende
1999, möglichst schon bis zum Okto-ber abgeschlossen sein. Eine Betreuung
der Flüchtlinge durch einen freien Träger wird ausgeschrieben.
Leider konnte die Stadt (als Eigentümer) auch für die Übergangszeit
dem RP (als Mieter) keine Zutrittsgenehmigung für Vereine wie uns
abringen. Wir müssen weiter draußen bleiben.
Dieter Karg
Zum Anfang dieser Seite